Sprengstoff! Explosionskatastrophe in der Wittener Roburit-Fabrik 1906
Ausstellung, Publikation, Tagung
Auftraggeber: Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall, Witten
Laufzeit der Ausstellung: 24. September 2006 – 27. Januar 2007
Schwere Zerstörungen in der Umgebung der Roburit-Fabrik nach der Explosionskatastrophe (zeitgenössische Ansichtskarte, Slg. Westf. Indutriemuseum
Seit 1887 stellte die Wittener Fabrik den Sicherheitssprengstoff „Roburit“ unter anderem für den Bergbau her. Es galt als ausgeschlossen, dass dieser Sprengstoff ohne einen speziellen Zünder explodieren könnte. Dies änderte sich schlagartig, als am 28. November 1906 ein Brand zwei Explosionen auslöste, die die gesamte Fabrik und umliegende Gebäude zerstörten. 41 Menschen starben, über 200 waren verletzt. 2000 Einwohner im benachbarten Annen wurden infolge der Druckwelle obdachlos. In ganz Deutschland zeigten sich viele Menschen bestürzt von der Katastrophe; der Kaiser und viele private Spender unterstützten die Opfer und ihre Angehörigen.
Die Sonderausstellung „Sprengstoff!“ informiert über die Katastrophe vor 100 Jahren, die Arbeitsgefahren in der Sprengstoffindustrie, den Umgang mit industriellen Risiken und das Unglück als Medienereignis. Zur Ausstellung werden museumspädagogische Angebote, Führungen, Vorträge und Exkursionen angeboten und es erschien eine Publikation.
Kooperationsprojekt zwischen dem Westfälischen Industriemuseum, dem Stadtarchiv Witten sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Frank Ahland / Stefan Nies / Ingrid Telsemeyer (Hg.):
Sprengstoff! Die Explosion der Wittener Roburit-Fabrik 1906,
Essen: Klartext, 2006; 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen,
Broschur, 9,90 Euro, ISBN 3-89861-705-X
Das Buch analysiert Ursachen, Verlauf und Folgen der Katastrophe, die Unglücksberichterstattung in den Zeitungen sowie die Organisation der Hilfeleistungen. Dargestellt werden auch die gesundheitlichen Gefahren bei der Herstellung des Sprengstoffs und die Bemühungen der wilhelminischen Gesellschaft, ein solches Unglück in der Zukunft zu vermeiden.
Leistungen von Stefan Nies – Büro für Geschichte*:
- Ausstellungskonzeption, -drehbuch, -texte
- Exponat- und Abbildungsrecherche
- Erarbeitung der Begleitpublikation
- Tagungsorganisation und Konzeption Begleitprogramm, Vorträge
* in Zusammenarbeit mit Dr. Frank Ahland, Witten
Begleitprogramm und Tagung:
Vortrag von Stefan Nies und Dr. Frank Ahland: „Nur drei Arbeiter machten einen gesunden Eindruck …“ Die Roburit-Fabrik in Witten 1886-1906 (Mittwoch 27. 9. 2006, 19.30 Uhr, Industriemuseum Zeche Nachtigall)
Vortrag von Stefan Nies und Dr. Frank Ahland: „Ganz Annen liegt sozusagen in einem Trümmerhaufen“. Die Explosion der Roburit-Fabrik und ihre Folgen für Annen (Mittwoch 25. 10. 2006, 19.00 Uhr, Haus Witten, Ruhrstr. 8)
Führung durch die Feuer- und Rettungswache Witten (Mittwoch 17. 1. 2007, 18.00 Uhr)
Im Anschluss an die Führung:
12. Wittener Archivforum: Vortrag von Stefan Nies und Dr. Frank Ahland:“… mindestens die moralische Verpflichtung des Staates …“ Konsequenzen aus der Roburit-Explosion vom 28. 11. 1906 in Witten (im Vortragsraum der Feuerwehr)
Jahrestagung des Vereins Historikerinnen und Historiker vor Ort: „Gott sei Dank ist Dortmund noch eben verschont geblieben …“ Vom Umgang mit industriellen Risiken vor Ort.
Im Rahmenprogramm der Ausstellung „Sprengstoff“ diskutierten wir über die Wirkungen, die Katastrophen zeitigen: technisch, legislativ, sozialpolitisch, religiös, sozial, mental. Auf dem Programm standen Fachvorträge und Diskussionen über den Umgang mit industriellen Risiken und Katastrophen.
Die Beiträge der Jahrestagung sind veröffentlicht in:
Frank Ahland, Stefan Nies (Hg.): „Gott sei Dank ist Dortmund noch eben verschont geblieben…“. Vom Umgang mit Katastrophen und Risiken vor Ort, Witten 2007 (Veröffentlichungen des Vereins Historikerinnen und Historiker vor Ort e. V. – HvO, Band 1)